Positives Ergebnis, mehr Unabhängigkeit, neuer stellvertretender Chefarzt Innere Medizin

Martin Liesch

„Die richtige Partnerschaft, hohe Qualität, ein gutes Team: 2014 ist das Landesspital noch stärker geworden“, resümiert Stiftungsratspräsident Michael Ritter im jetzt vorgelegten Jahresbericht des Liechtensteinischen Landesspitals. Auch im vergangenen Jahr konnte das Landesspital bei einem Gesamtertrag von ca 34 Mio Franken (Vorjahr ca 30 Mio) ein positives Ergebnis erwirtschaften. Ebenfalls erfreulich: Das Land wurde weiter entlastet. 2014 war aber auch von grossen Herausforderungen geprägt. Für 2015 ist der Ausblick positiv, ein stellvertretender Chefarzt Innere Medizin angestellt und es stehen weitere strategische Projekte an.

2014 begann mit zwei wichtigen Entscheidungen, welche für die weitere Entwicklung des Landesspitals entscheidend waren: Die Einstellung der Geburtshilfe per April 2014 und der Entscheid für den vertikalen Kooperationspartner Kantonsspital Graubünden. Der durch die Einstellung der Geburtshilfe bedingte Rückgang von Fallzahlen konnte mit einer Steigerung im Bereich Innere Medizin sowie im Notfall aufgefangen werden. Personell ist das LLS auf gutem Weg, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, aber noch nicht am Ziel. Gemäss Spitaldirektor Daniel Derungs hat das Landesspital zahlreiche Massnahmen zur Rekrutierung weiterer Fachkräfte im Jahr 2014 ergriffen und das Prozedere professionalisiert. So konnten die Ärztestellen inzwischen wieder voll besetzt werden. 2014 war auch das Jahr grosser räumlicher und infrastruktureller Veränderungen. So wurden neben den Um- und Neubauten zahlreiche Massnahmen in den Bereichen Medizin, Pflege, Personal, Patientenadministration, IT und Hotellerie getroffen und die Organisationsstruktur damit weiter optimiert. All das verlangte vom gesamten LLS-Team enormen Einsatz.

Landesspital finanziell unabhängiger, Staat künftig entlastet

Mit der Einführung des DRG-Systems bereits im Jahr 2013 konnten wichtige Weichen für die weitere Entlastung des Staatshaushaltes gestellt werden. So werde künftig eine Investitionspauschale rückbehalten und unternehmerisch wirksam in das Spital investiert. Damit wird der Staat grundsätzlich keine Investitionskosten mehr über-nehmen müssen. Eine entsprechende Gesetzesanpassung soll 2015 folgen. Waren die Kosten für die Sanierungsarbeiten des letzten Jahres noch zur Hälfte vom Land Liechtenstein finanziert, wird das Landesspital künftige Investitionen aus eigener Kraft finanzieren. „Die Wettbewerbssituation zwingt uns, effizient und wirtschaftlich zu arbeiten“, heisst es im Jahresbericht.

Vertikale Kooperation erfolgreich

Mit der Unterzeichnung des Rahmenvertrages mit dem Kantonsspital Graubünden (KSGR) als Zentrumspartner des Landesspitals im Oktober 2014 wurden auf dem Papier endgültig festgeschrieben, was bereits Monate zuvor gelebte Realität war: Eine vertikale Kooperation auf Augenhöhe. Die Zusammenarbeit in den Bereichen Onkologie, Intensivmedizin, Infektionskrankheiten & Spitalhygiene sowie Pathologie läuft bereits erfolgreich. Davon profitieren insbesondere die liechtensteinischen Patienten, für die Zentrumsleistungen und gleichzeitig eine wohnortnahe Betreuung sichergestellt sind. Derzeit laufen weitere Kooperationsprojekte unter anderem in den Bereichen Kardiologie, Radioonkologie sowie Aus- und Weiterbildung. Insbesondere letzter Punkt macht das Landesspital zusätzlich als Arbeitgeber attraktiv. Im laufenden Jahr 2015 soll die Kooperation in den Bereichen Akutgeriatrie, Gastroenterologie sowie Palliativmedizin ausgebaut werden.

Fachkräfte rekrutiert, Vier-Augen-Prinzip forciert

Das Landesspital beschäftigte per Ende 2014 181 Mitarbeitende (Vorjahr 170), die auf 152.4 Planstellen aufgeteilt sind. Damit hat das Landesspital in erster Linie eine Annäherung an 100 Prozent Plansoll erreicht. „Wir waren im letzten Jahr noch unterbesetzt und haben dringend gutes Fachpersonal gesucht und gefunden“, erklärt Derungs. Allerdings seien auch neue Stellen geschaffen worden, um den erhöhten Anforderungen Rechnung zu tragen. Mit der Besetzung wichtiger Kaderstellen im medizinischen Bereich konnte das Vier-Augen-Prinzip weiter umgesetzt werden, schreibt der Chefarzt Innere Medizin, Fritz Horber, in seinem entsprechenden Bericht. Auch wurde die Zusammenarbeit mit den Hausärzten professionalisiert und die hürdenfreie und rasche Kommunikation sichergestellt.

Notfall kommt an

Mit dem Neubau des Notfalls und des OPs wurden im Herbst 2014 entscheidende Weichen für den weiteren Erfolg des Landesspitals gestellt. „Die Anstrengungen in der Notfallversorgung werden anerkannt, wir erleben einen Vertrauensgewinn in der Bevölkerung“, stellt Derungs fest. So habe der neue Notfall grossen Anklang gefunden, 2014 wurden 6689 Patienten im Notfall behandelt. Der Trend für 2015 sei weiterhin positiv. Mit den baulichen Massnahmen wurden wesentliche Verbesserungen erreicht, mit dem das Landesspital heute auf dem Niveau eines vergleichbaren Regionalspitals in der Schweiz agiert. Die Abläufe wurden effizienter gestaltet und die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden deutlich verbessert. Nicht zuletzt wurde auch in die medizintechnische Ausrüstung investiert und zahlreiche strukturelle Verbesserungen umgesetzt. Damit kann das Landesspital die medizinische und chirurgische Grundversorgung des Landes gemäss Leistungsauftrag sichern.

Besondere Ereignisse prägten das Team

Die im Herbst hervorgebrachten haltlosen Vorwürfe gegen den Chefarzt Innere Medizin prägten ebenfalls das vergangene Jahr. Die Belastung der haltlosen Vorwürfe seien eine „Probe für das gesamte Team“ gewesen, so Ritter in seinem Beitrag zum Jahresbericht. Auch Horber spricht von einem „schmerzhaften Lernprozess“ in der zweiten Jahreshälfte und dankt dem Team für die Unterstützung in dieser Zeit. Drei Gutachten hätten die Vorwürfe widerlegt und auch attestiert, dass Palliativpatienten wohnortsnah im Landesspital in Würde im Kreise ihrer Angehörigen die letzten Lebenstage verbringen können, erklärt Horber im Bericht. Zudem geniesse gemäss Ritter „das Landesspital offenkundig grosses Vertrauen im Land. Darauf können wir aufbauen“. Er führt die erfolgreiche Belastungsprobe vor allem auf eine funktionierende operative Struktur zurück, aber auch auf das einsatzbereite Team unter der Leitung von Spitaldirektor Derungs.

Herausforderungen auch 2015

Auch im laufenden Jahr 2015 stehen wieder grosse Aufgaben für die Akteure am Landesspital an. So ist eines der wichtigsten strategischen Projekte der Aufbau der Chirurgie. Der Stiftungsrat hat im Sommer 2014 dieses Projekt beschlossen, um einerseits die Qualität auf Basis des Zürcher Modells sicherstellen zu können, andererseits ein weiteres starkes Standbein analog zur Inneren Medizin aufzubauen und nicht zuletzt Synergien zu nutzen und den Grundversorgungsauftrag im sich weiter abzeichnenden Wettbewerb weiter zu sichern. Der Stiftungsrat hat dazu die Stelle eines Chefarztes Chirurgie bewilligt und zur Ausschreibung freigegeben.

Weitere Baumassnahmen

2015 soll weiter in das Landesspital investiert werden und die Infrastruktur den aktuellen Erfordernissen laufend angepasst werden. So wird der Helikopter-Landeplatz saniert, werden Massnahmen zur Verbesserung der Erdbebensicherheit getroffen und die Aufenthalts- und Warteräume für Patienten und Besucher offener und freundlicher gestaltet. Der Empfangsbereich und das weitere Erdgeschoss werden saniert und umgebaut, ebenso sollen die Räumlichkeiten der bisherigen Geburtshilfe für die geplante Chirurgie umgebaut werden. Das Landesspital veranschlagt hier Kosten von 1.5 bis 2 Mio CHF. Die Arbeiten beginnen 2015 und werden teilweise in diesem Jahr, zum Teil 2016 abgeschlossen sein.

Neuer stellvertretender Chefarzt Innere Medizin

Per 1. Juli 2015 nimmt Dr. med. Martin Liesch seine Tätigkeit als stellvertretender Chefarzt Innere Medizin am Landesspital auf. Liesch ist derzeit am Kantonsspital Graubünden (KSGR) als leitender Arzt der Inneren Medizin tätig. Der Bündner hat in Zürich und Basel studiert und sich in den letzten Jahren im Bereich Stroke Medizin spezialisiert. Er ist Mitglied der Zertifizierungskommission für Stroke Units/Stroke Centers innerhalb der Schweizerischen Hirnschlaggesellschaft. Für das KSGR, wo der 44jährige die Stroke Unit aufbaute, wird er auch weiterhin konsiliarisch in diesem Bereich tätig sein. Als zweite Haupttätigkeit hat sich Liesch in der präklinischen und klinischen Notfallmedizin spezialisiert und war während der letzten zehn Jahre Ärztlicher Leiter der zentralen Notfallstation am KSGR. Sowohl Stiftungsrat als auch Spitalleitung freuen sich über diesen wichtigen Personalentscheid, da dieser zur weiteren Kontinuität und Qualitätssteigerung am Landesspital beitrage und den Chefarzt Innere Medizin unterstützt.

Der vollständige Jahresbericht steht elektronisch unter Jahresbericht 2014 zur Verfügung.

Weitere Informationen:
Dr. Michael Ritter, Stiftungsratspräsident, ritter@ritterlaw.li, 00423 239 73 73
Daniel Derungs, Spitaldirektor, daniel.derungs@landesspital.li, 00423 235 44 22

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